"SEMPER"-Sicherheit im Internet:
Prototyp für E-Business in Europa läuft
Zürich/Schweiz, 31. März 1998 - Im Internet läuft
derzeit der erste elektronische Handel auf der Basis eines
Sicherheits-Prototypsystems, das im Rahmen des europäischen
Forschungs- projekts SEMPER (Secure Electronic Marketplace for Europe)
entwickelt wurde. Am Versuchsbetrieb sind drei Firmen in Frankreich
und Holland beteiligt. Die Spezifikationen der Software, die erstmals
umfassende integrierte Sicherheit für elektronischen Handel
bietet, sind auf dem SEMPER-Server (www.semper.org) frei
verfügbar.
Nach einer ausgedehnten Testphase und erfolgreichen
Bewährungsproben am Europäischen Parlament und an der
G10-Ministerkonferenz im vergangenen Jahr wird SEMPER-Sicherheit nun
im E-Business von drei kleineren und mittleren, am Feldversuch
beteiligten Unterneh- men eingesetzt:
- OPL / MARIS in Rijswijk, Holland, ist auf Publikationen zur Öl- und Gasindustrie
spezialisiert und plant den Verkauf von diesbezüglichen Büchern, CDs und Landkarten
sowie den Zugriff zu Datenbanken (www.oilpubs.com/SEMPER ).
- Acri, eine Firma in Sophia-Antipolis (Antibes) in
Südfrankreich, bietet Zugriff zu einer Datenbank mit Satelliten-
und Luftaufnahmen an (eurosud2.eurecom.fr/acrimall).
- Actimedia, ebenfalls in Sophia-Antipolis angesiedelt, verkauft CDs in einer Internet-
Shopping Mall, die vom Centre International de Communications Avancées (C.I.C.A.)
betrieben wird (www.cyberlandpro.com).
Das Resultat des im März angelaufenen Feldversuchs mit diesen
Firmen wird in das Endprodukt des SEMPER- Projekts einfliessen, das
sich zum Ziel gesetzt hat, die erste umfassende Sicherheitsarchitektur
für E-Business via Internet zu schaffen. Letztlich soll ein
Gesamtsystem zur Verfügung stehen, das alle Dienste für
sicheren elektronischen Handel integriert. Heute bereits implementiert
sind:
- Benutzer-Authentifikation, welche die sichere Identifikation der kommunizierenden Partner
oder deren Pseudonyme (im Fall von gewünschter Anonymität) für die Abwicklung
bestimmter Geschäfte gewährleistet.
- Digitale Unterschriften für Offerten und Bestellungen, das heisst, die Partner erhalten
unterzeichnete Dokumente als Nachweis für ihre Geschäftstransaktion.
- Vertraulichkeit, das heisst, die Partner können sicher sein, dass Details ihres Geschäftes
nicht unabsichtlich Dritten zur Kenntnis gelangen.
- Sichere elektronische Zahlungen, wobei sich die eine Form auf Bezahlung mit Kreditkarte
bezieht und zwei weitere Arten auf bargeld-ähnliche Transaktionen. Kreditkartenzahlungen
werden mit SET (Secure Electronic Transaction) gesichert, einem von Visa und Mastercard
unterstützten Standard. SEMPER benützt die SET-Implementation von Commerce-
POINTTM, einer Software-Produktfamilie von IBM für E-Business, die ihrerseits in ihrem
eTillTM-Produkt verschiedene Zahlungssysteme mit einer im Rahmen von SEMPER
entwickelten Komponente verwaltet. Die unterstützten bargeld-ähnlichen Zahlungssysteme
sind eine Smartcard-basierte elektronische Geldbörse von KPN, der holländischen PTT, und
ecashTM, ein Online-Zahlungssystem von DigiCash in Holland.
Die abschliessenden Schritte im SEMPER-Projekt, das bis Dezember 1998
weiterläuft, führen zu einer bedeutend erweiterten Version
der heute verfügbaren Spezifikationen und machen weitere
Sicherheitsdienste verfügbar. Dazu gehören fairer Austausch
von Dokumen- ten und die Gewähr, dass online bearbeitete
Verträge nachweisbar von den Partnern gegen- seitig unterzeichnet
sind. Weitere Entwicklungen beziehen sich auf verbesserte Techniken
für den Schutz der Privatsphäre, so zum Beispiel die Wahrung
von Anonymität sowie für Zertifikate zur
Kreditwürdigkeit oder Mitgliedschaft in einem Klub.
"Dieses in seiner Vollständigkeit einmalige Angebot an
integrierten Sicherheitsdiensten ist ein wichtiger Schritt in Richtung
eines zuverlässig funktionierenden elektronischen Handels, der in
breiten Kreisen akzeptiert wird", sagt Spiros Konidaris, Direktor des
für das Projekt zuständigen Generaldirektorats XIII-B der
Europäischen Kommission. "Es wird einen starken Einfluss darauf
haben, wie E-Business nicht nur in Europa, sondern
höchstwahrscheinlich auch weltweit betrieben wird, da SEMPER
wegweisend ist in einem im Aufbau begriffenen Marktplatz, der für
alle Arten von Geschäften von ausschlaggebender Bedeutung sein
wird."
Neue SEMPER-Partner
1997 sind zwei neue Partner zum SEMPER-Team gestossen. Beim einen
handelt es sich um die Commerzbank, eine der grössten Banken
Deutschlands, die sich bereits mit verschiedenen Aspekten des
E-Business befasst hat. Insbesondere hat sie als erstes deutsches
Geldinstitut Kreditkartenzahlungen via Internet auf der Basis des
SET-Standards abgewickelt. Innerhalb von SEMPER wird sie bankseitige
SET-Unterstützung für die Feldversuche des Jahres 1998
gewähren. Der zweite neue Partner ist die SINTEF Telecom and
Informatics in Trondheim, Norwegen. Im Rahmen von SEMPER entwirft und
implementiert SINTEF eine neue Version des
"Commerce-Layers", der geschäftsspezifische Dienste auf
der Basis von objektorientierten Programmschnittstellen für
sichere Ausführung von kommerziellen Transaktionen bietet.
Projekt und Konsortium
Das SEMPER-Projekt wird von der Europäischen Kommission wie auch
vom Schweizer Bundesamt für Bildung und Wissenschaft finanziell
unterstützt und ist Teil des europäischen
Forschungsprogramms ACTS (Advanced Communication Technologies and
Services), das vom Generaldirektorat XIII der Europäischen
Kommission etabliert wurde. Vorläufer von ACTS war das
RACE-Programm (Research on Advanced Communications in Europe). Das
SEMPER-Projekt ist auch Teil des G7-Pilotprojekts "A Global
Marketplace for Small and Medium-Sized Enterprises (SMEs)".
Das SEMPER-Projekt wird von IBM angeführt. Projektmitglieder
aus Deutschland sind die Commerzbank (D), GMD Forschungszentrum
für Informationstechnik, FOGRA Forschungsgesellschaft Druck,
Otto-Versand und die Universitäten von Dortmund, Freiburg und
Saarbrücken. Die weiteren Mitglieder sind Cryptomathic (DK), CWI
(NL), DigiCash (NL), EUROCOM EXPERTISE (GR), Europay International
(B), France-Télécom/CNET (F), IBM France (F)
(Projekt-Koordination), IBM Forschungslaboratorium Zürich (CH)
(technische Führung), INTRACOM (GR), KPN Research (NL), Maris
(NL), , r3 security engineering (CH), und SINTEF (N). Sponsor-Partner
sind Acri (F), Actimedia (F), Banksys (B), Banque
Générale de Luxembourg (L), Centre International de
Communications Avancées, (F), Enyca Engineering (E), OPL (NL),
Telekurs (CH), und Viajes Eroski (E).
Weitere Information zu SEMPER im Internet unter www.semper.org.
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Last modified: Tue Mar 31 1998
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